S115
Brauchen Igel Winterhilfe? Seit 60 Millionen Jahren lebt der Igel im Schutz seiner Stachelhaare und mußte sich in all der Zeit kaum verändern. Trotz Straßenverkehr kommt das urige Nachtwesen aber mit der modernen Zeit ganz gut zurecht.
Tierprofessor Bernhard Grzimek, der uns im Fernsehen über Jahrzehnte die großen Tiere der Serengeti nahe brachte, hatte eine Schwäche für Igel. Wer genau hinsah, konnte auf seiner Krawatte immer einen der winzigen Stachelritter erkennen.
Doch nicht nur der prominente Kämpfer für die Tierwelt zeigte Herz für Igel. Tausende von Familien entdeckten ihres und nahmen die Tiere im Herbst 1971 zum Überwintern in ihre Häuser und Keller auf, weil Grzimek zur Winterhilfe aufgerufen hatte.
Nach seinen Beobachtungen hatten nämlich jene Jungigel, die im späteren November weniger als 400 Gramm auf die Waage brachten, nur geringe Chancen, den Winter zu überleben.
Igelwiegen war "in" damals - und welches von den spät im Jahr geborenen Findelkindern für zu leicht befunden wurde, kam neben freier Vollpension in den Genuß eines Ungeziefer-Bads und womöglich einer Tierarzt-Spritze gegen die verbreiteten Lungenwürmer.
Zoos und Igelstationen, Tierheime und engagierte Tierfreunde wurden damals zu Abgabestellen für die scheinbar todgeweihten Leichtgewichte.
Doch auch die Überwinterung ist riskant. besonders, wenn Private Igelfreunde nicht über eine entsprechende Erfahrung verfügen. Heute raten Experten und Naturschützer deshalb lieber: "Hände weg!" Das Risiko, in menschlicher Obhut zu sterben ist nach ihren Untersuchungen für die Leichtgewichte kaum geringer, als draußen. Aufgrund der Erfahrungen haben sich die Empfehlungen für die Grenzwerte zur Aufnahme von Baby-Igeln in den letzten Jahren verschoben. Nur wenn ein Tier von weniger als 250 Gramm im späteren November aufgefunden wird, ist menschliche Hilfe wünschenswert. Ein Trost: Auch wenn wir viele Tiere auf den Straßen überfahren finden, so ist der Igel als Tierart doch keineswegs bedroht bei uns.
Immer mehr Häuser, Parks und Gärten haben zu einer beispiellosen Zunahme von geeigneten Lebensräumen geführt. Denn pure Natur mögen sie eigentlich gar nicht so sehr. Igel lieben vielmehr die Nähe zum Menschen und eine Umgebung, die von uns strukturiert ist. 10 Millionen Igel, so zeigte die jüngste Volkszählung der Wildforscher, leben heute in Deutschland. Auch wenn man es nicht sieht, sie sind überall, und überall gleich um die Ecke. Wo Häuser, Scheunen, Schuppen, Garagen, Hecken oder Holzstöße Deckung bieten, Bauernhöfe, Gärten, Parks oder Friedhofsanlagen sind, kommen nach den Zählungen fünf auf einen Hektar. Wald und freies Feld sind dagegen fast igelfreie Zonen.
Die Bevölkerungsdichte und Nähe zum Menschen ist allerdings auch ein Grund für die vielen Straßenverkehrsopfer, die wir immer wieder finden. Denn alle Reviere sind besetzt. Auf der Suche nach freien Revieren müssen junge Igel weit umherwandern. Und dabei immer wieder Straßen überqueren. Wer Igeln wirklich helfen will, raten Naturschützer, der soll Lebensräume und damit Platz für weitere Igelfamilien schaffen. Gepflegte Gärten vertreiben Stachelritter. Hier finden sie weder Nahrung noch Verstecke für den Tag oder den Winterschlaf. Wer seinen Garten unaufgeräumt laßt - besonders in dieser Jahreszeit. Hecken, Unkrautecken, Laub-und Reisighaufen bietet lädt den fleissigen Schnecken- und Schädlingsvertilger zum Bleiben ein.
Rubrik |
animal.press / Zu 4000 Tierstorys / Schmidts Tierleben / Schmidts Tierleben |
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42711 |
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