Engel der verlorenen Nashörnchen Motto Im letzten Jahr fielen in Südafrika
1028 Nashörner Wilderern zum Opfer. Manchmal finden Wildhüter ein
Jungtier, wie den kleinen „Beckham“, neben seiner Mutter. Diese schwer
traumatisierten Waisen werden ins Rhino-Camp in Pretoria gebracht, wo sich
die angehende Tierärztin Jamie Traynor um sie kümmert. Lauftext Die ersten
Tage im Camp findet der kleine „Beckham“ keine Ruhe, keinen Schlaf, ruft
nach seiner Mutter. Bis sie endlich geborgen werden, haben manche der
Kälber draußen im Busch tagelang darauf gewartet, dass ihre Mutter endlich
wieder aufsteht. Nicht einmal Jamie kann diese Opfer trösten.„ Wir können
sie nur verarzten und füttern. Wenn sie herkommen, haben sie schlimmste
Erlebnisse hinter sich, manche sind auch von Macheten verletzt. Da kannst
du noch so vorsichtig sein - sie fürchten sich vor Menschen. “ Wer könnte
es ihnen verdenken. Doch irgendwann nach Dutzenden von Fläschchen Milch
und endlosen Nachtwachen passiert das Wunder. „Es ist ein unglaubliches
Erlebnis, wenn Du schließlich ihr Vertrauen gewonnen hast“, strahlt Jamie
„Sie sehen dich als Kumpel, Mutter – jedenfalls als einen von ihnen.“ Und
dann lernt man die angeblich so reizbaren und gefährlichen Dickhäuter von
einer überraschend sanften Seite kennen. Sie schmusen für ihr Leben gern,
lassen sich an Kinn, Brust und hinter den Ohren kraulen, wie Schoßhunde.
Und wie Schoßhunde kuscheln sie auch gern zum Dösen mit ihrem Menschen.
Jamie: “Da muss ich schon ein bisschen aufpassen, dass ich vor lauter
Liebe nicht zerquetscht werde.“ An blaue Flecken hat sich Jamie gewöhnt.
Das passiert schon mal wenn sie mit einem Stupser zum Spielen aufgefordert
wird und die Nase ihres Schützlings schon ein wenig gewachsen ist, wie die
von Beckham, den Jamie seit mehr als einem Jahr begleitet. Noch ein-zwei
Jahre wird Beckham im Camp bleiben. Dann heißt es Abschied nehmen. Jamie
sieht das „mit einem lachenden und einem, weinenden Auge“, wenn ihr
Schützling – wie alle Rhinos aus dem Camp – in ein gut bewachtes Reservat
gebracht wird, wo er in Freiheit leben und für den Fortbestand seiner Art
sorgen soll. Claus M. Schmidt