Claires ungewöhnliche Tierarztpraxis auf den Malediven „Es gibt schlimmere
Arbeitsplätze“ Manchmal vermisst sie schon das Kino und die Cafes ihrer
Heimat. Und manchmal wird ihr einfaches Leben auf der Insel im Indischen
Ozean für die junge Britin überraschend kompliziert. Hat Claire Lomas was
auf der Bank zu erledigen, muss sie dafür mit dem Wasserflugzeug in die
Hauptstadt Male fliegen. Was zu Hause nebenbei und online klappt, wird
hier zum Programm für einen ganzen Tag. „Aber ganz im Ernst“, lacht sie
„es gibt wirklich schlimmere Jobs als meinen.“ Seit 18 Monaten versorgt
die 25-jährige Doktorin der Tiermedizin versehrte Meeresschildkröten auf
der Malediven-Insel Dhuni Kolhu. Einige ihrer Patienten wurden von Booten
angefahren, andere haben sich in Fischernetzen verheddert oder
umhertreibende Plastiktüten gefressen. Für solche Notfälle aus dem ganzen
Atoll ist Claires Praxis einzige Anlaufstelle und letzte Hoffnung. 80
Patienten hat sie behandelt und ist darüber nachdenklich geworden.
„Transparentes Plastik verwechseln sie mit Quallen von denen einige der
Schildkrötenarten leben, Fischernetze sind im ganzen Staat verboten, aber
verlorene und weggeworfene Netze von irgendwo treiben als Geisternetze
durch alle Weltmeere.“ Die dünnen Nylonschnüre der Netze schneiden sich
tief in die Flossen ein. Claire: “In einigen Fällen mussten wir schon
amputieren.“ Außer Palmen, weißem Strand, dem Coco Palm Urlaubs-Ressort
und ihrer Klinik im Format eines Gartenhäuschens gibt es nicht viel auf
dem halbmondförmigen Eiland auf das gerade mal 24 Fußballfelder passen
würden. Doch einen „Inselkoller“, den ihr manche Kollegen vor der Abreise
prophezeiten, hat sie nicht erlebt. Claire „Bis ich die
Stellenausschreibung gesehen hatte, wusste ich nicht einmal, dass es so
einen Job überhaupt gibt und von der Insel hatte ich noch nie gehört. Es
ist ein tolles Gefühl, wenn man eine lädierte Schildkröte nach Tagen oder
Wochen als geheilt in die Freiheit entlassen kann. Und es ist herrlich,
die Zehen in den schneeweißen Sand zu stecken und zwischendrin einfach mal
ins Wasser zu springen.“ Nicht nur aus Spaß. Schwimmen und Tauchen gehört
für Claire auch zum Beruf. Zur Genesung werden ihre Patienten in kleinen
Pools medizinisch versorgt und gefüttert. Es mangelt an Bewegung, bei
längerem Aufenthalt in den Reha-Pools werden manche Patienten träge. Bevor
sie endgültig als geheilt entlassen im Indischen Ozean abtauchen, müssen
sie aber wieder fit werden. Bei gemeinsamen „therapeutischen Tauchgängen“
an der langen Leine im freien Wasser, trainiert Claire ihre Patienten und
beobachtet ihre Fortschritte in einem sportlichen Wettbewerb. „Wenn sie
schneller schwimmen als ich sind sie wieder fit für Freiheit.“
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