Die wahren Herrscher von Gibraltar Von Claus M.Schmidt, animal.press, S2765 Am Südzipfel von Spanien liegt die britische Kronkolonie Gibraltar. Seit 1830 gehört die felsige Halbinsel im Mittelmeer zu England. Hier spricht man Englisch, Autos fahren auf der linken Straßenseite. Vom Felsen hat man einen Blick nach Marokko. Und vor Jahrhunderten brachten Händler Berberaffen aus Marokko hierher. Es sind die einzigen freilebenden Affen Europas. Wer ist Chef. Aus Sicht der Affen kommen Touristen als Untergebene, die ihnen Geschenke bringen. Süßigkeiten, Nüsse, Bananen ... Kein Berberaffe käme je auf die Idee, Futter abzugeben. Wer allerdings in der Hierarchie der Gruppe ganz unten steht, der muss es sich gefallen lassen, dass ein Ranghöherer sein Futter einfach wegnimmt. Unterschätzte Äffchen. Der Tourist, der Futter mitbringt und es an die Affen verteilt, ist also von vorneherein ein Opfer. Mancher hält seine Tüte mit Schokodrops, Erdnüssen oder anderen Leckereien fest, weil er glaubt, er könne die Portionen und die Empfänger selbst bestimmen. Das ist ein großer Irrtum! Denn der erste Affe, der die pralle Tüte entdeckt, reißt sie dem Menschen einfach aus der Hand. Wer sich sträubt und die Leckereien festhalten will, der wird gebissen. Das kommt so oft vor, dass der „Officer in Charge of Apes“ hier oben eine kleine Verbandsstation mit Pflastern und Desinfektionsmitteln unterhält. Die Affen ihrer Majestät. Ein Angehöriger der Armee ist für die Affen zuständig. Für tägliches Futter hat er einen eigenen Etat. Denn es heißt: So lange die Affen auf dem Felsen leben, bleibt Gibraltar Teil der englischen Krone. Als die Kopfzahl der Tiere einmal abnahm, wurden deshalb auf Befehl von Premierminister Winston Churchill Affen in Marokko gefangen, um den Bestand auf zu stocken. Inzwischen ist die Horde so angewachsen, dass die Regierung schon Antibabypillen für die Affen einsetzt.