Otterchen lässt das Wasser ein, Ein Fischotter in der Badewanne, Otterchens Ausflug in die Wanne, Schwimmunterricht im Bad „Ich habe schon viele Findeltiere aufgezogen und versorgt“, sagt Velga Vitola (53) „aber keines war auch nur annähernd so verspielt und so klug, wie Wydra. Mit meinem Otterchen war jeder Tag ein Abenteuer.“ Der kleine Otter fühlt sich in Velgas Haus und Garten so wohl wie ein Fisch im Wasser. Will er schwimmen und tauchen, wie sich das für einen richtigen Fischotter gehört, klettert Wydra auf den Rand der Badewanne. Velga: „Wenn er mit seinen Zähnen an den Armaturen dreht, weiß ich, dass es an der Zeit ist, das Wasser einzulassen.“ So ein Bad geht nie ohne Überschwemmung ab – denn Wydra schlägt ganz schöne Wellen. „Im Sommer haben wir ihm deshalb ein aufblasbares Kinderplanschbecken in den Garten gestellt, wo es auch Fisch gab“. Und das Beste: Wydra hatte ganz fix raus, seine Geschäfte im Katzenklo zu verrichten. Velga: „Er ist super reinlich.“ Ein Angler hatte das Fischotter-Baby im Sommer am Ufer des Gauja Flüßchens gefunden. Völlig entkräftet und ausgezehrt kauerte das offensichtlich verwaiste Otterchen in einer Grube zwischen Binsen, Schilf und Blutweiderich. Auf der Suche nach seiner hatte sich das hungrige Otterkind aus dem sicheren Umkreis des Baus gewagt und war abgestürzt. Der Fischer brachte das Findeltier in den nahen Gauja Nationalpark in die Obhut der Tierpflegerin Velga Vitola. Babyfischotter sind anspruchsvolle Pfleglinge. In den ersten Lebenswochen müssen sie alle zwei bis drei Stunden – rund um die Uhr – gefüttert werden. Schon bald entwickelte sich aus dem seltenen Sorgenkind ein kerngesundes, lebenslustiges Tierbaby voller Übermut. Velga: „Dass es ihm richtig gut ging merkte ich eines Nachts. Ich wachte mit einem Schrei auf, weil er mit meinen Zehen spielte und reinbiss. Ich glaube überhaupt, dass Wydra ein Fußfetischist ist. Kein Schuh, kein Pantoffel ist vor seinen spitzen Zähnen sicher.“ Und die sind eigentlich von der Natur dazu gedacht, Forellen und andere Fische zu packen. So zog der fast schon ausgewachsene Wydra im späten Herbst von einem Haus mit Badewanne ans Ufer seines heimischen Flüsschens Gauja um. Wo das seltene Tier unter den Augen der Wildhüter ein Leben in völliger Freiheit geniessen darf. Mit Starthilfe seiner Freunde vom Nationalpark. Die haben Wydra einen künstlichen Bau am Flussufer gegraben, gemütlich mit Heu gepolstert und ihm ein paar leckere Forellen hinein gelegt. Velga und die Naturschützer vom Nationalpark wissen inzwischen auch, dass Otterchens Ausflüge inzwischen kilometerweit gehen. Velga: „Manchmal rufen uns Angler an, denen er Fische aus dem Eimer geklaut hat. So was macht nur einer, der Menschen kennt und der keine Angst hat.“ Die Naturschützer haben durch verschiedene solcher Meldungen festgestellt, dass sich sein Streifgebiet mit den Revieren einiger Weibchen überschneidet. Freut sich seine Ziehmutter: „ Er hat den Sprung in die Wildnis geschafft. Wir sind guter Hoffnung, dass er in den nächsten Jahren in unserer Umgebung für weitere Otterchen sorgen wird.“