Drei Frischlinge als Findelkinder „Sehen sie sich diese Bande an“, sagt Susi Zoller und versucht, die verrutschten Teppiche an ihren Platz zurück zu schieben, „ vor ein paar Wochen waren sie noch so zart und hilflos und jetzt stellen sie mir die Bude auf den Kopf.“ Sie spielen mit den Katzen, rangeln mit dem Hund, lassen sich streicheln und massieren, lieben es, aus dem Fläschchen zu trinken und quieken fröhlich, wenn sie mit dem Gartenschlauch abgespritzt werden. Drei fröhliche Wildschweinfrischlinge sind die jüngsten Mitglieder von Familie Zoller in Rostock. Dabei hatte es anfangs gar nicht gut für das Trio ausgesehen. Sie hatten ihre Mutter verloren. Ein Schicksalsschlag brachte Karlson, Michel und Pippi zu den Zollers. Im Frühjahr war ihre Mutter unter ein Auto geraten und der Förster, der zum Unfallort gerufen wurde, packte die drei, gerade mal zwei Wochen jungen Schweinchen in seinen Rucksack, brachte sie zu Hinrich Zoller. Der ist seines Zeichens Doktor der Biologie und Wildforscher an der Universität Rostock und Experte für Wildschweine. Schon öfter hat er solche Findelkinder aus der Umgebung aufgenommen. Frau Susi übernahm die Mutterrolle. „In den ersten Lebenswochen sind sie besonders heikel und anfällig. Wir mussten sie von der Muttermilch auf eine Spezial-Aufzuchtsmilch umstellen. Sie hatten Durchfall, wurden schwach.“ Doch dank bester Pflege und Versorgung war auch dieses Tief bald überwunden. Die Ferkelchen gediehen, wurden immer munterer und anstrengender. Hinrich Zoller: “Wir waren froh, dass sie mit unseren Kindern Hannes und Lillith spielten und sich dabei so verausgeben konnten, dass sie nachts wenigstens ein paar Stunden schliefen.“ Für die Kinder Hannes und Lilith, die ihre Spielkameraden auf die Namen ihrer Helden aus den Büchern und Filmen von Astrid Lindgren tauften, war dieses Frühjahr ein Abenteuer. Hinrich Zoller: „Nach zwei Monaten konnten wir sie eigentlich nicht mehr in die Wohnung lassen. Sie haben zu viel kaputt gemacht.“ Auch draußen im Garten war bald Feierabend für die Racker, die begannen, nach Wildschweinart mit ihren Nasen Beete und Rasen zu durchpflügen. Hinrich Zoller: “Das sah teilweise aus wie ein Acker.“ Auch das eigens gebaute Gehege wird nur noch für den Übergang eine Bleibe für die Frischlinge sein. Hinrich Zoller: „Spätestens im Herbst bringen wir sie in ein Wildgehege. Da können sie dann unter anderen Schweinen nach Herzenlust leben, den Boden nach Schnecken und Wurzeln durchwühlen und sich im Schlamm suhlen. Das können wir ihnen leider nicht bieten.“